Prolog: Blicksammlungen

die wahrnehmbare, umgebende Welt kann man als sinnliche Bildsammlung der Blicke (neben den Sammlungen der Gerüche, des Hörbaren, des Spürbaren) verstehen. Dieser Prozess der Weltwahrnehmung ist eine ununterbrochene Leistung unserer Sinnesorgane. Die so ermittelten Eindrücke werden dann, vereinfacht gesprochen, interpretiert und kategorisiert. Bereits Gesehenes wird sofort als solches erkannt.

der ökonomische Blick

beim Lesen springt der Blick alle 2-3 Silben, genug, um Wort- und Satzbedeutung zu erfassen. So scheint unser Sehen überhaupt aus Einzelbildern zusammengesetzt, notwendige Geschwindigkeit und ökonomischer Umgang mit der Zeit oder mögliche Gefahr sind Gründe dafür. Das entspricht einem sehr raschen Lichtbildvortrag, den es zu verlangsamen galt.

Das Sehen, die Perzeption

Bevor das Sehen (sprach-) begrifflich interpretiert wird, entstehen diese Einzelbilder unserer Umgebung. Manche verfügen über Signaturen, die sie herausheben. Diesen besonderen Einzelbildern gilt meine Aufmerksamkeit, die Fotografie als Technik zur Sammlung dieser Motive. Hier entscheidet der spontane Blick.

das Nachsehen, die Apperzeption

Das Im-Nachhinein-Sehen, wie beim Nach-Denken, bedeutet einzelne Bildgestalten aus dem ursprünglichen, topografischen und zeitlichen Zusammenhang zu lösen. Die Ruhe des Im-Nachhinein-Betrachtens lädt Bilder mit neuer Bedeutung auf und ermöglicht Kombinationen. Das fotografische Bild dient hier als Erinnerungsspeicher.